(Lauf-)Nacht der Nächte mit Bettina Mecking von Marathon Dinslaken
In der Nacht vom 13. auf den 14. Juni 2008 startete im schweizerischen Biel
ein gut 2.900-köpfiges international besetztes Feld zum 100-Kilometer-Lauf. Der
legendäre Lauf fand in diesem Jahr zum 50. Mal statt. Für Dr. Bettina Mecking
(siehe Bild) von Marathon Dinslaken war es die zweite Teilnahme. Wie berichtet,
hatte Bettina Mecking bereits vor einem Monat erfolgreich den Supermarathon über
72,7 km im Rahmen des GuthsMuths-Rennsteiglaufes im Thüringer Wald absolviert.
Nachfolgend sind die persönlichen Eindrücke von Bettina Mecking dargestellt:
„Bei besten äußeren Bedingungen fiel um 22 Uhr am Fuß des Jura-Gebirgszuges
der Startschuss. Zuerst ging es an Zuschauermassen und unzähligen Straßenfesten
vorbei. Selbst mitten in der Nacht kannte die Begeisterung im Berner Mittelland
keine Grenzen. Immer wieder ertönten „hopp-hopp-hopp“ und „Du schaffst
es“-Anfeuerungsrufe, vermischt mit anderen allerdings kaum verständlichen
Zurufen auf schwyzerdütsch. Langsam zog sich das Feld auseinander, bis die
Läufer in die Dunkelheit und Stille der Nacht förmlich abtauchten.
So zogen sich die Kilometer hin. Die Strecke führte durch endlose Felder,
auf Straßen, deren Belag darauf schließen lässt, dass es sich um normale
Landstraßen handelt, über lange und kurze giftige Anstiege. Anschließend kommt
dann der Schrecken der Läufer, der berüchtigte sogenannte „Ho-Chi-Minh-Pfad“,
ein 10 km langer schmaler Pfad aus Naturboden, versetzt mit Steinen und Wurzeln,
und weiter auf scheinbar endlos langen Geraden, und das im Finstern der Nacht,
zu einer Zeit, in der man normalerweise schläft.
Der Halbmond als natürliche Beleuchtung war wolkenverhangen. Nur das Licht
unzähliger Stirnlampen wies den Weg. Eine willkommene Abwechselung boten da die
gut ausgestatteten Verpflegungsstellen, die mit Wasser, Iso-Getränken, Tee,
Cola, Brühe, Bananen, Brot und einem Buffet unterschiedlicher Sportriegel
bestückt waren.
Irgendwann fing es an, bei jedem Schritt heller zu werden. Je nach
Schnelligkeit befindet man sich – von den ersten Sonnenstrahlen geküsst -
entweder kurz vorm Ziel oder wie so viele Normalläufer noch zig Kilometer und
viele Stunden davon entfernt. Jetzt begann die Zeit der Leiden, alles tat
irgendwie weh, vor allem die Knie. Aber die Morgendämmerung setzte neue Kräfte
frei und es ging weiter, dem Ziel entgegen. Einen Fuß vor den anderen, eins,
zwei eins, zwei, ankommen, endlich ankommen! Umso erhebender war schließlich das
Gefühl, irgendwann die 99-Kilometer-Marke zu erspähen. Inzwischen brannte die
Sonne schon mächtig vom Morgenhimmel. Dennoch waren all die Plagen der Strecke
im Nu vergessen. Die letzten 500 Meter führen vorbei an Landesfahnen aller
teilnehmenden Läufer. Der ehrliche aufmunternde Applaus des Publikums holte die
letzten Energiereserven aus dem Körper heraus. So schwebt man auf Wolke 7 ins
Ziel.“
Nach 12:52:40 Std. durchlief Bettina Mecking überglücklich das Ziel und
belegte in ihrer Altersklasse W 40 Rang 49; in der Frauengesamtwertung kam sie
auf Platz 158.
Wer in Biel läuft, weiß, dass der Körper es kann, wenn der Kopf es will.
Fragt man Bettina Mecking nach ihren Motiven, 100 km zu laufen, so wird sie wohl
sagen, dass es ein besonderes Abenteuer ist, eine ganz eigene Erfahrung, die
körperlich und geistig prägt und ein enormer Kampf gegen den inneren
Schweinehund ist.
Aber vielleicht treffen Sie sie auch einmal irgendwo im Ruhrgebiet bei einem
ihrer Trainingsläufe, dann fragen Sie Bettina Mecking doch selbst, wie es war in
dieser besonderen Nacht in Biel.
Die anl. Aufnahme zeigt Bettina nach dem Zieleinlauf in Biel.