NRZ vom 27.03.2007/ LOKALAUSGABE / DINSLAKEN

Zum Laufen ist es nie zu spät

CITY-LAUF. 134 Lebensjahre hatten die Geschwister Berta Lemm und Dietrich Caspers bei ihrer ersten Teilnahme gemeinsam auf dem Buckel.

MICHAEL BLATT

Ein City-Lauf in Dinslaken! Als vor knapp 18 Monaten über die Pläne zum Rennen in der Zeitung berichtet wurde, weckte dies bei Leserin Berta Lemm erstes Interesse. Wenig später ging die Berichterstattung über die Premieren-Veranstaltung weiter. Lemm schnitt die Texte aus und bewahrte sie auf. Nach einem weiteren Artikel stand ihre Entscheidung fest: "Ich werde mitlaufen." Dann folgte ein Anruf des Bruders, der nichts von ihren Plänen wusste. Dietrich Caspers erzählte ihr von einer Idee: Er wolle im nächsten Jahr am City-Lauf teilnehmen.

In ihrem ganzen Leben hatten die Geschwistern bis dahin noch nie die Laufschuhe geschnürt. Dabei zählen beide schon einige Lenze. Zum Zeitpunkt ihres ersten offiziellen Laufs über fünf Kilometer war Berta Lemm 65 Jahre jung, Bruder "Ditz" 69. Ein wunderbares Beispiel dafür, dass es nie zu spät ist, sich neue Ziele zu setzen.

Die rüstigen Rentner schlossen sich im Anschluss an die Weihnachstfeiertage der Trainingsgruppe "Von 0 auf 5000" an. City-Lauf-Veranstalter Marathon Dinslaken hatte mit Hilfe erfahrender Vereinsmitglieder Anfängern die Möglichkeit bieten wollen, unter Anleitung von Experten mit dem Laufen zu beginnen.

Hochmotiviert trainierten die Senioren und hatten nicht nur mit dem eigenen Körper, sondern auch mit schlechtem Wetter zu kämpfen. "Schnee, Eis, alles war dabei", erinnert sich Lemm.

Nach zweieinhalb Monaten Vorbereitung nahm das Geschwisterpaar erfolgreich am City-Lauf teil und dachte danach gar nicht daran, die Jogging-Schuhe sogleich wieder an den Nagel zu hängen. Wöchentlich geht es bis heute entweder mit dem Lauftreff von Marathon Dinslaken oder der eigenen Familie in den Wald. Die Verwandtschaft ist ohnehin ausdauerbegeistert und hat die Laufgemeinschaft "Zum Twee Uurken" gegründet.

Für das Großeltern-Duo stand es außer Frage, am Sonntag erneut beim Volkslauf an den Start zu gehen. Dietrich Caspers zeigte sich von der Atmosphäre begeistert: "Überall standen die Leute und haben Beifall geklatscht." Bei aller Freude am Laufen achten beide ganz genau auf ihre Gesundheit und ließen vor dem Rennen extra noch den Blutdruck messen. Der war in Ordnung und einer erfolgreichen zweiten Teilnahme stand somit nichts mehr im Wege.

ZUM TWEE UURKEN

Ob jung, ob alt, bei Familie Caspers sind mittlerweile drei Generationen dem Ausdauersport verfallen. Der ausgefallene Name der eigenen Laufgemeinschaft "Zum Twee Uurken" stammt aus dem Plattdeutschen. "Ditz" Caspers löst das Geheimnis um dessen Ursprung auf: "Früher haben die Bauern in der Umgebung immer um zwei Uhr mittags ihre Kaffeepause gemacht."