CITY-LAUF. 134 Lebensjahre hatten die Geschwister Berta Lemm und Dietrich
Caspers bei ihrer ersten Teilnahme gemeinsam auf dem Buckel.
MICHAEL BLATT
Ein City-Lauf in Dinslaken! Als vor knapp 18 Monaten über die Pläne zum
Rennen in der Zeitung berichtet wurde, weckte dies bei Leserin Berta Lemm erstes
Interesse. Wenig später ging die Berichterstattung über die
Premieren-Veranstaltung weiter. Lemm schnitt die Texte aus und bewahrte sie auf.
Nach einem weiteren Artikel stand ihre Entscheidung fest: "Ich werde mitlaufen."
Dann folgte ein Anruf des Bruders, der nichts von ihren Plänen wusste. Dietrich
Caspers erzählte ihr von einer Idee: Er wolle im nächsten Jahr am City-Lauf
teilnehmen.
In ihrem ganzen Leben hatten die Geschwistern bis dahin noch nie die
Laufschuhe geschnürt. Dabei zählen beide schon einige Lenze. Zum Zeitpunkt ihres
ersten offiziellen Laufs über fünf Kilometer war Berta Lemm 65 Jahre jung,
Bruder "Ditz" 69. Ein wunderbares Beispiel dafür, dass es nie zu spät ist, sich
neue Ziele zu setzen.
Die rüstigen Rentner schlossen sich im Anschluss an die Weihnachstfeiertage
der Trainingsgruppe "Von 0 auf 5000" an. City-Lauf-Veranstalter Marathon
Dinslaken hatte mit Hilfe erfahrender Vereinsmitglieder Anfängern die
Möglichkeit bieten wollen, unter Anleitung von Experten mit dem Laufen zu
beginnen.
Hochmotiviert trainierten die Senioren und hatten nicht nur mit dem eigenen
Körper, sondern auch mit schlechtem Wetter zu kämpfen. "Schnee, Eis, alles war
dabei", erinnert sich Lemm.
Nach zweieinhalb Monaten Vorbereitung nahm das Geschwisterpaar erfolgreich
am City-Lauf teil und dachte danach gar nicht daran, die Jogging-Schuhe sogleich
wieder an den Nagel zu hängen. Wöchentlich geht es bis heute entweder mit dem
Lauftreff von Marathon Dinslaken oder der eigenen Familie in den Wald. Die
Verwandtschaft ist ohnehin ausdauerbegeistert und hat die Laufgemeinschaft "Zum
Twee Uurken" gegründet.
Für das Großeltern-Duo stand es außer Frage, am Sonntag erneut beim
Volkslauf an den Start zu gehen. Dietrich Caspers zeigte sich von der Atmosphäre
begeistert: "Überall standen die Leute und haben Beifall geklatscht." Bei aller
Freude am Laufen achten beide ganz genau auf ihre Gesundheit und ließen vor dem
Rennen extra noch den Blutdruck messen. Der war in Ordnung und einer
erfolgreichen zweiten Teilnahme stand somit nichts mehr im Wege.
ZUM TWEE UURKEN
Ob jung, ob alt, bei Familie Caspers sind mittlerweile drei Generationen dem
Ausdauersport verfallen. Der ausgefallene Name der eigenen Laufgemeinschaft "Zum
Twee Uurken" stammt aus dem Plattdeutschen. "Ditz" Caspers löst das Geheimnis um
dessen Ursprung auf: "Früher haben die Bauern in der Umgebung immer um zwei Uhr
mittags ihre Kaffeepause gemacht."