Rheinische Post vom 27.03.2006

SCHWERPUNKT 1. DINSLAKENER SPARKASSEN-CITYLAUF

Ein richtiges Ereignis

Alle 1000 Startnummern für die Läufe über fünf und zehn Kilometer gab Veranstalter Marathon Dinslaken aus.
Die
Premieren-Ausgabe war ein großes Event, im Mittelpunkt standen jedoch Schüler und Hobbyläufer.

VON MARKUS HAEGERT

DINSLAKEN Noch zwei Stunden, nachdem der letzte Läufer die Ziellinie überschritten hatte, rannte bei Michael Keuten der Puls noch auf Hochtouren. Er hätte am liebsten jeden einzelnen Teilnehmer und Besucher umarmt. So hatte sich der Chef-Organisator den ersten Sparkassen-City-Lauf in Dinslaken vorgestellt: Sämtliche 1000 Startnummern für die beiden Rennen über fünf und zehn Kilometer waren vergeben, weit über 200 Schülerinnen und Schüler am Start, Veranstalter Marathon Dinslaken lieferte eine einwandfreie Vorstellung zu seinem 25-jährigen Jubiläum ab - und selbst die Sonne strahlte über dem Platz d'Agen vor dem Rathaus, das als prächtige Hintergrund-Kulisse für Start und Ziel diente. „Ein ganz, ganz dickes Lob", gab Keuten artig weiter, „geht an unsere gesamte Mannschaft."

Duisburger Dominanz

Die Premieren-Ausgabe des Citylaufs war komplett in Duisburger Hand. Den Hauptlauf über zehn Kilometer entschied Favorit Karsten Kruck vom LC Duisburg in 31:46 Minuten für sich. Seine Siegerzeit war umso beeindruckender, da die enge und verwinkelte Streckenführung durch den Stadtpark und die Altstadt viele Hürden bereit hielt und auf dem 2,5 Kilometer-Kurs immer wieder schwierige Überrundungen anstanden. Mit einem respektvollen Abstand kamen Jörn Hansen (LG Alpen) in 33:05 und Tobias Jazbec (Tri-Speed'Mari-enfeld) in 33:13 an. Schnellste Frau war Stefanie Loeb vom ASV Duisburg in 39:30. Die halbe Distanz absolvierte ihr Vereinskollege Stefan Bäumer am schnellsten. In 17:33 gewann er vor Marc Fröhlich (LAV Oberhausen), der 17:46 benötigte.
   Am meisten lag dem Veranstalter aber die breite Masse an Läufern am Herzen, die viel später ins Ziel kamen. Sie machten den Wettkampf zu einem echten Volkslauf. Die Resonanz beim Schülerlauf übertraf ebenfalls alle Erwartungen. Den Preis für die teilnehmerstärkste Schule erhielt die Grundschule Gartenstraße, die über 80 Kinder an den Start schickte. Bester Nachwuchsläufer über 2,5 km war Mourad Lamkaddam vom LAV Oberhausen in 8:47 min.
   Wie einen der großen Marathon-Events zog Marathon Dinslaken den Citylauf durch. Der Bereich um die Kathrin-Türks-Halle wurde umfunktioniert zur Läufermesse, wo sich Zuschauer am Kuchenbüffet stärkten und Teilnehmer ihre Startnummern in Empfang nahmen. Auf der Strecke wurden die Läufer besonders am Altmarkt lautstark unterstützt von den Zuschauern und einer zwölfköpfigen Samba-Truppe.

"Hier ist jeder ein Sieger"

DINSLAKEN (hae) Der Entschluss stand schon vor dem Start fest, und verfestigte sich durch den Lauf nur noch. „Ich bleibe auf jeden Fall dabei", meinte Norbert Lüth nach geleisteten fünf Kilometern zufrieden lächelnd. Lüth war einer von 18 Teilnehmern am Anfängerkurs des Veranstalters Marathon Dinslaken „Von null auf 50,00", der Laufnovizen seit Januar auf den Sparkassen-Citylauf vorbereitete. Die beiden Übungsleiter Gaby Üzel und Lothar Dengler waren stolz auf ihre Schützlinge. Die wenigsten gaben den Kurs vorzeitig auf, der größte Teil hielt durch. Und Norbert Lüth startete gleich so richtig durch: In hervorragenden 21:07 Minuten absolvierte er die zwei Runden. Nicht ganz so schnell, aber nicht minder glücklich war Kathy Verheyen im Ziel. Die 32-Jährige erlebte während der knapp 38 Minuten auf der Strecke alle Höhen und Tiefen: „Ich war schon etwas frustriert, als ich überrundet wurde. Ich dachte, mein Tempo könnte ich nicht halten, aber es hat geklappt." Die Vorbereitung kostete auch Verheyen eine Portion Überwindung: „In den ersten beiden Wochen war es hart mich zu motivieren." Mittlerweile ist der Funken bei der Entwicklungshelferin aber übergesprungen. Das nächste Rennen hat sie bereits im Auge: Im Juni will sie an einem Sieben-Kilometer-Lauf teilnehmen - in Peking. Die Frage kam rasch hinterher: wozu in China? „Im Mai ziehe ich um und arbeite dort. Dieser Lauf war mein sportlicher Abschluss in Deutschland." Wie Moderator Laurenz Thissen es ausdrückte: „Hier ist jeder ein Sieger."

 

DINSLAKEN Er war der einzige, der die Farben des ausrichtenden Vereins auf der Laufstrecke vertreten durfte. Günther Stellmacher, der erste Vorsitzende von Marathon Dinslaken, startete mit der Nummer 25 beim Fünf-Kilometer-Lauf. Im Ziel sprach RP-Mitarbeiter Markus Haegert mit dem 67-Jährigen.

Bei 29:35 Minuten blieb die Uhr für Sie stehen. Sind Sie zufrieden mit Ihrem Lauf?
Stellmacher: Ich hatte mir vorgenommen unter 30 Minuten zu bleiben. Das habe ich geschafft. Ich laufe zwar immer noch zwei bis drei Mal in der Woche. Aber seit zehn Jahren habe ich keinen Wettkampf mehr gemacht.

Wie war Ihr persönlicher Eindruck auf der Strecke?
Stellmacher: Einfach toll. Zum Glück hatten wir bestes Wetter entgegen der Vorhersagen. Entlang der Strecke standen viele Leute. Vielleicht müssen wir fürs nächste Mal die Strecke etwas einfacher gestalten, es war doch manchmal sehr eng. Insgesamt war es aber ein toller Tag für den Verein und Dinslaken.

Und beim nächsten Mal sind Sie dann wieder am Start?
Stellmacher Nein. Diesmal bin ich regelrecht gezwungen worden zum Jubiläum mit der „25" zu laufen. Aber es war definitiv mein letztes Rennen.

 

 

LEUTE, LEUTE

Freude

DINSLAKEN (Ve) Ruhig, sachlich und informativ: Laurenz Thissen, der Profi am Mikrofon, machte seine Sache ausgezeichnet. Aber, so meinte Marathon-Pressesprecher Johannes Nißing, kennt Thissen auch die meisten der Läuferinnen und Läufer persönlich. Zwischenzeitlich übergab die „Stimme des Langlaufs" an Bürgermeisterin Sabine Weiss, die sich bei der Begrüßung der Aktiven und Zuschauer ganz besonders über die riesige Resonanz für das Debüt in der Dinslakener Innenstadt freute.

Fußballer

DINSLAKEN (Ve) Eine ganze Reihe ehemaliger bekannter Amateurfußballer ging beim Hauptlauf an den Start. Der beste von ihnen war Markus Schaaf. Der Lehrer der Möllener Hauptschule landete weit vorne im ersten Drittel des Feldes. Ebenfalls sehr stark auch die Vorstellung von Ralf Mante und Ralf Matuschek. Weiter sah man unter anderem die Gebrüder Thomas und Michael Grafen, Jürgen Ladda, Bernhard Storzer und Achim Foest im Feld.

Geschafft

DINSLAKEN (Ve) Den halben Samstag verbrachte Marathon-Pressesprecher Johannes Nißing mit Rückenschmerzen im Bett. Das Aufstellen der schweren Absperrungen hatten ihn und weitere Helfer des Vereins am Freitag geschafft.

Vorsprung

DINSLAKEN (Ve) Im Geschäftsleben sind sie Mitbewerber oder Konkurrenten, gestern waren sie über 10 000 Meter beide froh ins Ziel gekommen zu sein. Ulrich Schneidewind, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, und Helmut Böing, in gleicher Position bei der Volksbank tätig, machten trotzdem einen frischen Eindruck, als sie lächelnd ins Ziel kamen - Böing übrigens vor Schneidewind.

Nonstop

DINSLAKEN (hae) Zählen konnte sie die vielen Becher irgendwann nicht mehr. Als eine von knapp 90 Helfern leistete Gabi Hackfort (mit Ulrich Schneidewind und dessen Sohn Markus, RP-FOTO: MARTIN BÜTTNER) ihren Teil zum reibungslosen Ablauf. Im Zielbereich füllte sie einen Pappbecher nach dem anderen mit kaltem Zitronentee zur Erfrischung für die erschöpften Athleten. „Mein Arm tut schon weh", lächelte Hackfort, die seit 18 Jahren bei Marathon Dinslaken aktiv ist. Drei Stunden lang und beinahe nonstop hantierte sie mit der Kelle, von Wehklagen dennoch keine Spur: „Es macht trotzdem richtig Spaß."

Aussichten

DINSLAKEN (hae) Nach 56:33 Minuten war Ulrich Schneidewind im Ziel, wo ihn sein Sohn Markus, der zuvor die fünf Kilometer absolviert hatte, empfing. Der Vorsitzende des Namensgebers schilderte seine Eindrücke von der Strecke und der Organisation: „Fürs erste Mal ist alles top organisiert." Ausrichter Marathon Dinslaken stellte er ein weiteres Engagement in Aussicht: „Wir stehen gerne wieder zur Verfügung, wenn der Verein den Lauf erneut veranstalten möchte."

Abwechselnd

DINSLAKEN (Ve) Das nächste große Event in der Innenstadt könnte im nächsten Jahr ein Radrennen werden. Din@mit-Geschäftsführer Eckart Preen machte gestern sogar den Vorschlag abwechselnd einen Lauf und ein Radrennen zu veranstalten. Mit den Verantwortlichen des RSC Dinslaken führt Preen in den nächsten Tagen weitere Gespräche. Und er ist zuversichtlich, dass das zu konkreten Ergebnissen führen wird.

 

SPORTSPIEGEL

Wiederholung erbeten

A1s es gestern Morgen plätscherte, es Bindfäden regnete, da ging der sorgenvolle Blick bei den Verantwortlichen von Marathon Dinslaken gen Himmel. Drohte der so sorgfältig geplante 1. Dinslakener City-Lauf im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser zu fallen, würde es eine Pleite und damit eine einmalige Sache geben? Fragen, die vielen durch den Kopf schössen, die mit dieser Veranstaltung über Monate beschäftigt waren. Hinterher strahlten sie alle, nicht nur Eckart Preen von Din@mit, der bereits vor Wochen in seinem unerschütterlichen Optimismus strahlenden Sonnenschein vorhergesagt hatte. Aber es passte auch alles, fast alles jedenfalls. Natürlich hakte es an der einen oder anderen Stelle. Zu eng war in den Kurven, die Zuschauer machten den Läufern nicht immer genügend Platz und so gab es die eine oder andere Rempelei. Doch die Aktiven nahmen dieses Event, was es sein sollte. Als großen Spaß für die meisten, als Beweis für viele, den „inneren Schweinehund" nach fünf oder zehn Kilometern überwunden zu haben. Günter Stellmacher, Michael Keuten oder Johannes Nißing können stolz auf sich und ihre vielen freiwilligen Helfer sein. Und die Sponsoren werden das Geschehen aufmerksam verfolgt haben und sich ebenso wie die meisten Aktiven gedacht haben: Wiederholung bitte.
BERND VENNEMANN