NRZ vom 27.03.2006

Premieren-Lauf machte Laune

CITY-LAUF / Marathon Dinslaken war mit der Teilnehmerzahl hochzufrieden. Viele Zuschauer sorgten für eine prächtige Stimmung.

FRIEDHELM ZIELINSKI
MICHAEL BLATT

Die Stimmung beim 1. Sparkassen-City-Lauf konnte nicht besser sein. Kurz vor dem Start zum Hauptlauf schaute die Sonne durch die Wolkendecke und sorgte bei den Besuchern für beste Frühlingslaune. Und die Dinslakener kamen dann auch immer zahlreicher, füllten den Platz d'Agen und unterstützten die 1300 Teilnehmer beim Lauf durch die Altstadt. 31:46 Minuten brauchte Sieger Karsten Kruck vom LC Duisburg für die 10 000 Meter. Den Rundkurs musste er bis zum Ziel viermal durchlaufen. Der Sieger des Duisburg-Marathons von 2004 und auch Gewinner der ASV-Winterlaufserie im Sportpark Wedau war mit seiner Zeit hochzufrieden. „Ein eckiger Kurs. Aber es hat richtig Spaß gemacht", so der starke Läufer, der in Dinslaken ohne Konkurrenz blieb. Der Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Jörn Hansen betrug gute eineinhalb Minuten.
   Ob nun Anfänger oder Top-Athlet wie Kruck und Niedrig, Schüler oder Sportler jenseits der 80, beim City-Lauf in Dinslaken war die ganze Breite der Ausdauerbewegung an den Start gegangen. Das Premieren-Lauf-Gefühl rund um den Altstadtkern durch die engen und kurvigen Gassen, vorbei ah zahlreichen Zuschauern, wollte sich aus der nahen Umgebung kaum ein Breitensportler entgehen lassen. Organisator Michael Keuten, nicht nur am Veranstaltungstag viel beschäftigt, sprach von der größten Dinslakener Veranstaltung in der Neuzeit. „Wir sind mit dieser Anmeldezahl absolut zufrieden."
   Für die vor drei Monaten von Organisator Marathon Dinslaken ins Leben gerufene Gruppe der Neulinge „Von null auf 5000" ging es nicht um Zeiten und Platzierungen, sondern allein ums Durchkommen. „Alle kamen ins Ziel", freute sich Trainer Lothar Dengler. Teammitglied Rolf Göbel begab sich sogar erfolgreich auf die doppelte Länge: „Dabei bin ich eigentlich ein Biker." Einmal Blut geleckt, hat er jetzt den Halbmarathon als nächste Distanz im Blick.
   Ziemlich müde fühlte sich der 1. Vorsitzende von Marathon Dinslaken, Günter Stellmacher, nach seinem Comeback über die 5000 Meter: „Das war mein erster Wettbewerb seit über zehn Jahren." Begeistert war er von der Atmosphäre rund um die Veranstaltung: „Wie auf der Martini-Kirmes!" Pressesprecher Johannes Nißing blies ins gleiche Horn und schwärmte: „Die Resonanz war bahnbrechend." Seiner Ansicht nach ist in Dinslaken ein schlafender Riese geweckt worden. Jeder in der Stadt habe das Zeug zum Laufen. Sparkassen-Direktor Ulrich Schneidewind, der nach 56:31 Minuten als 356. ins Ziel kam, kündigte spontan an, dass die Sparkasse als Hauptsponsor für eine Neuauflage bereit steht: „Wir sind ein lokales Unternehmen und möchten den Leuten etwas zurückgeben."
   Damit kann die bewährte Mannschaft von Marathon Dinslaken bereits für den 2. City-Lauf planen.
   Den 5-Kilometer-Lauf gewann Stefan Bäumer vorn ASV Duisburg in 17:33 Minuten. „Das war mein erster Sieg", freute sich der Duisburger.

ALS EHRENGAST nahm Andreas Niedrig am 10 000 Meter-Lauf teil. Der Triathlet wurde durch das Buch „Vom Junkie zum Ironman" über die Sportgrenzen hinaus bekannt. Vor drei Tagen erst aus Südafrika von einem Ironman zurückgekehrt, hatte der Profi gleich ein Beispiel zur Hand, wie wichtig die Absperrung des Streckenverlaufs ist: „Mir ist dort ein Kind ins Rad gelaufen." Bald wird Niedrig abermals den Weg nach Dinslaken finden. Regisseur Adnan Köse, in Lohberg aufgewachsen, verfilmt das Leben des Sportlers und hat neben Hawaii seine Heimatstadt als Drehort ausgewählt.

KEINE ZUSAMMENSTÖSSE gab es in Dinslaken dank zahlreicher Streckenposten zwischen Aktiven und Zuschauern. Besonders im Start-Ziel-Bereich mussten die Helfer Schwerstarbeit verrichten.

SPARKASSEN-CHEF Ulrich Schneidewind war von der großen Resonanz begeistert. Allerdings war ihm als Läufer auch nicht entgangen, dass der 2.5-Kilometer-Rundkurs aufgrund der hohen Teilnehmerzahl an einigen engen Stellen an die Grenzen der Aufnahmekapazität stieß. „Vielleicht kann man im nächsten Jahr zwei 10000 Meter-Läufe anbieten", regt Schneidewind eine Entzerrung an.

MARATHON-QUALITÄTEN bewies auch Moderator Laurenz Thissen. Die sprachliche Institution bei Laufveranstaltungen moderierte vom Schülerrennen bis zur Verlosung die komplette Veranstaltung durch. Unglücklich war allerdings, dass Thissen gleich nach Hauptlauf-Start Siegerehrungen kommentierte. So blieben die Zuschauer im Zielbereich während des Rennens uninformiert. Erst als der Führende am Rathaus um die Ecke bog, war auch Thissen wieder vor Ort. Stoppen konnte ihn dann nur kurzfristig die Technik. Der Akku seines Mikrofons hatte den Geist aufgegeben.

ALLES AUSVERKAUFT meldete die Verpflegungsstelle von Marathon Dinslaken im Foyer der Stadthalle. 81 Kuchen zum Preis von einem Euro das Stück wurden restlos verzehrt. Von den Einnahmen wird eine große Vereinsfeier veranstaltet. Kaffee, Würstchen und alkoholische Getränke verkaufte der Stadthallenpächter.

UNBÜROKRATISCH wurden kleine technische Pannen bei der Startnummernausgabe gelöst. Tauchte ein Teilnehmer in der Anmeldeliste auf, ohne dass sich die entsprechende Startnummer finden ließ, hatte das Organisationsteam kurzerhand ein Restkontingent für den Notfall parat.

ALS BESONDERE Anfeuerung ließen sich einige Zuschauer etwas kreatives einfallen und hielten selbstgemachte Plakate in die Höhe. „Nele, Du schaffst es." erhielt eine Schülerin zusätzliche Unterstützung.

EINIGE SCHÜLER waren beim Start übermotiviert, so dass es zu Stürzen kam. Das Rote Kreuz war schnell zur Stelle, um die erlittenen Schrammen zu verarzten. Nur war das Rennen für die Unglücklichen schon beendet, ehe es richtig begonnen hatte. Ein Schüler musste mit einer Schulterfraktur ins Krankenhaus.

JÖRG BUNERT, einer der bekanntesten Duisburger Langläufer und Inhaber des Sportgeschäfts Lauf-Sport Bunert war interessierter Beobachter des ersten Innenstadtlaufes. Sieger Karten Kruck ist übrigens bei Jörg Bunert beschäftigt. „Es gibt derzeit nicht mehr so viele Klasseläufer über die 10 000 Meter", verriet Bunert, der sich natürlich mit den Dinslakenern über die große Resonanz freute. „Die Stimmung war prächtig."

FRANK BLUMENFELD aus Köln ist Premierenläufer. Er sucht sich deutschlandweit nur Läufe aus, die zum ersten Mal stattfinden. So war der Kölner natürlich in Dinslaken dabei und feierte seinen 76. Premierenlauf in sechs Jahren. Die 100 will Blumenfeld voll machen, auch wenn er dafür zweimal an einem Tag starten muss.