CITY-LAUF / Marathon Dinslaken war mit der Teilnehmerzahl hochzufrieden.
Viele Zuschauer sorgten für eine prächtige Stimmung.
FRIEDHELM ZIELINSKI
MICHAEL BLATT
Die Stimmung beim 1. Sparkassen-City-Lauf konnte nicht besser sein. Kurz vor
dem Start zum Hauptlauf schaute die Sonne durch die Wolkendecke und sorgte bei
den Besuchern für beste Frühlingslaune. Und die Dinslakener kamen dann auch
immer zahlreicher, füllten den Platz d'Agen und unterstützten die 1300
Teilnehmer beim Lauf durch die Altstadt. 31:46 Minuten brauchte Sieger Karsten
Kruck vom LC Duisburg für die 10 000 Meter. Den Rundkurs musste er bis zum Ziel
viermal durchlaufen. Der Sieger des Duisburg-Marathons von 2004 und auch
Gewinner der ASV-Winterlaufserie im Sportpark Wedau war mit seiner Zeit
hochzufrieden. „Ein eckiger Kurs. Aber es hat richtig Spaß gemacht", so der
starke Läufer, der in Dinslaken ohne Konkurrenz blieb. Der Vorsprung vor dem
Zweitplatzierten Jörn Hansen betrug gute eineinhalb Minuten.
Ob nun Anfänger oder Top-Athlet wie Kruck und Niedrig, Schüler oder
Sportler jenseits der 80, beim City-Lauf in Dinslaken war die ganze Breite der
Ausdauerbewegung an den Start gegangen. Das Premieren-Lauf-Gefühl rund um den
Altstadtkern durch die engen und kurvigen Gassen, vorbei ah zahlreichen
Zuschauern, wollte sich aus der nahen Umgebung kaum ein Breitensportler entgehen
lassen. Organisator Michael Keuten, nicht nur am Veranstaltungstag viel
beschäftigt, sprach von der größten Dinslakener Veranstaltung in der Neuzeit.
„Wir sind mit dieser Anmeldezahl absolut zufrieden."
Für die vor drei Monaten von Organisator Marathon Dinslaken ins
Leben gerufene Gruppe der Neulinge „Von null auf 5000" ging es nicht um Zeiten
und Platzierungen, sondern allein ums Durchkommen. „Alle kamen ins Ziel", freute
sich Trainer Lothar Dengler. Teammitglied Rolf Göbel begab sich sogar
erfolgreich auf die doppelte Länge: „Dabei bin ich eigentlich ein Biker." Einmal
Blut geleckt, hat er jetzt den Halbmarathon als nächste Distanz im Blick.
Ziemlich müde fühlte sich der 1. Vorsitzende von Marathon
Dinslaken, Günter Stellmacher, nach seinem Comeback über die 5000 Meter: „Das
war mein erster Wettbewerb seit über zehn Jahren." Begeistert war er von der
Atmosphäre rund um die Veranstaltung: „Wie auf der Martini-Kirmes!"
Pressesprecher Johannes Nißing blies ins gleiche Horn und schwärmte: „Die
Resonanz war bahnbrechend." Seiner Ansicht nach ist in Dinslaken ein schlafender
Riese geweckt worden. Jeder in der Stadt habe das Zeug zum Laufen.
Sparkassen-Direktor Ulrich Schneidewind, der nach 56:31 Minuten als 356. ins
Ziel kam, kündigte spontan an, dass die Sparkasse als Hauptsponsor für eine
Neuauflage bereit steht: „Wir sind ein lokales Unternehmen und möchten den
Leuten etwas zurückgeben."
Damit kann die bewährte Mannschaft von Marathon Dinslaken bereits
für den 2. City-Lauf planen.
Den 5-Kilometer-Lauf gewann Stefan Bäumer vorn ASV Duisburg in
17:33 Minuten. „Das war mein erster Sieg", freute sich der Duisburger.
ALS EHRENGAST nahm Andreas Niedrig am 10 000 Meter-Lauf teil. Der Triathlet
wurde durch das Buch „Vom Junkie zum Ironman" über die Sportgrenzen hinaus
bekannt. Vor drei Tagen erst aus Südafrika von einem Ironman zurückgekehrt,
hatte der Profi gleich ein Beispiel zur Hand, wie wichtig die Absperrung des
Streckenverlaufs ist: „Mir ist dort ein Kind ins Rad gelaufen." Bald wird
Niedrig abermals den Weg nach Dinslaken finden. Regisseur Adnan Köse, in Lohberg
aufgewachsen, verfilmt das Leben des Sportlers und hat neben Hawaii seine
Heimatstadt als Drehort ausgewählt.
KEINE ZUSAMMENSTÖSSE gab es in Dinslaken dank zahlreicher Streckenposten
zwischen Aktiven und Zuschauern. Besonders im Start-Ziel-Bereich mussten die
Helfer Schwerstarbeit verrichten.
SPARKASSEN-CHEF Ulrich Schneidewind war von der großen Resonanz begeistert.
Allerdings war ihm als Läufer auch nicht entgangen, dass der
2.5-Kilometer-Rundkurs aufgrund der hohen Teilnehmerzahl an einigen engen
Stellen an die Grenzen der Aufnahmekapazität stieß. „Vielleicht kann man im
nächsten Jahr zwei 10000 Meter-Läufe anbieten", regt Schneidewind eine
Entzerrung an.
MARATHON-QUALITÄTEN bewies auch Moderator Laurenz Thissen. Die sprachliche
Institution bei Laufveranstaltungen moderierte vom Schülerrennen bis zur
Verlosung die komplette Veranstaltung durch. Unglücklich war allerdings, dass
Thissen gleich nach Hauptlauf-Start Siegerehrungen kommentierte. So blieben die
Zuschauer im Zielbereich während des Rennens uninformiert. Erst als der Führende
am Rathaus um die Ecke bog, war auch Thissen wieder vor Ort. Stoppen konnte ihn
dann nur kurzfristig die Technik. Der Akku seines Mikrofons hatte den Geist
aufgegeben.
ALLES AUSVERKAUFT meldete die Verpflegungsstelle von Marathon Dinslaken im
Foyer der Stadthalle. 81 Kuchen zum Preis von einem Euro das Stück wurden
restlos verzehrt. Von den Einnahmen wird eine große Vereinsfeier veranstaltet.
Kaffee, Würstchen und alkoholische Getränke verkaufte der Stadthallenpächter.
UNBÜROKRATISCH wurden kleine technische Pannen bei der Startnummernausgabe
gelöst. Tauchte ein Teilnehmer in der Anmeldeliste auf, ohne dass sich die
entsprechende Startnummer finden ließ, hatte das Organisationsteam kurzerhand
ein Restkontingent für den Notfall parat.
ALS BESONDERE Anfeuerung ließen sich einige Zuschauer etwas kreatives
einfallen und hielten selbstgemachte Plakate in die Höhe. „Nele, Du schaffst
es." erhielt eine Schülerin zusätzliche Unterstützung.
EINIGE SCHÜLER waren beim Start übermotiviert, so dass es zu Stürzen kam.
Das Rote Kreuz war schnell zur Stelle, um die erlittenen Schrammen zu verarzten.
Nur war das Rennen für die Unglücklichen schon beendet, ehe es richtig begonnen
hatte. Ein Schüler musste mit einer Schulterfraktur ins Krankenhaus.
JÖRG BUNERT, einer der bekanntesten Duisburger Langläufer und Inhaber des
Sportgeschäfts Lauf-Sport Bunert war interessierter Beobachter des ersten
Innenstadtlaufes. Sieger Karten Kruck ist übrigens bei Jörg Bunert beschäftigt.
„Es gibt derzeit nicht mehr so viele Klasseläufer über die 10 000 Meter",
verriet Bunert, der sich natürlich mit den Dinslakenern über die große Resonanz
freute. „Die Stimmung war prächtig."
FRANK BLUMENFELD aus Köln ist Premierenläufer. Er sucht sich deutschlandweit
nur Läufe aus, die zum ersten Mal stattfinden. So war der Kölner natürlich in
Dinslaken dabei und feierte seinen 76. Premierenlauf in sechs Jahren. Die 100
will Blumenfeld voll machen, auch wenn er dafür zweimal an einem Tag starten
muss.